Vordergründig steht meine Leidenschaft, immer etwas Neues lernen zu wollen. Und der menschliche Körper ist ein unbegrenztes Lernfeld. Dahinter steht ehrlicherweise mein Persönlichkeitsmerkmal „Helfer-Syndrom“, was mich bei der Berufsfindung zwischen Ingenieur und Physiotherapeut zu letzterem führte, weil mein Herz einfach mehr dafür schlug, Menschen in ihrer Gesundung zu begleiten, anstatt Gebäude zu planen.
So setzte ich nach der Physiotherapieausbildung meinen Lernweg im Studium der Sportwissenschaften fort, um weitere Zugangswege zum Verstehen des menschlichen Körpers kennenzulernen. Ich war folglich auch als Trainer im Breiten- bis zum Leistungssport tätig und habe sowohl Kleinkindern Bewegungserfahrungen vermittelt als auch Olympiateilnehmer betreut.
Als weiteren Zugang mittels psychodynamischer Körpertherapie habe ich kennenlernen dürfen, wie frühe Kindheitserlebnisse, teils schon vorgeburtlich, unser weiteres Leben prägen, unbewusst unsere Denk-, Fühl- und Handlungsmuster steuern und Symptome auf körperlicher Ebene hervorrufen können. Dies zu erkennen ist ein entscheidender Schritt bei der Arbeit mit Klienten, wenn klassische Therapien keine bis wenig Veränderung zeigen.
Aber auch dieses Wissen hilft nicht immer weiter. Ich wollte wissen, wie ich mit Menschen kommunizieren kann, ohne ihnen ständig Rat“Schläge“ zu geben, sondern mich mehr in die jeweilige Situation hineinversetzen kann. Dabei half mir das Erlernen systemischer Gesprächs- und Arbeitstechniken, wodurch ich meinen Klienten helfen kann, für sich selbst die stimmigste Lösung und Handlung zu finden, um dieses großartige Gefühl der Selbstwirksamkeit zu entwickeln und aus dem Selbstbild des „Opfers“ und „Machtlosen“ zu entsteigen.
Mein Weg geht weiter, die nächste Ausbildung einer Sonderform der viszeralen Osteopathie hat gestartet, und so schließen sich viele Kreise, wenn uns klar wird, dass von unserer Zeugung an unsere evolutionär vorgeschriebenen Entwicklungsprogramme ablaufen und jedes Embryo nach einem strikten Ablauf entsteht. Neben unzähligen Zellteilungen sind dies Wachstumsreize unserer Zellen in bestimmte Richtungen, die so unsere spätere Form als Mensch mit Rumpf, Kopf und Gliedmaßen entstehen lässt. Diese Wachstumreize unseres Organsystems, Nervensystems und Muskel-Skelett-System laufen nicht nur bis zur Geburt ab, sondern sind bis zu unserem Tod weiterhin aktiv.
Warum schreibe ich das hier? Weil dies in meinem Verständnis ein großes Umdenken erzeugt hat. Wenn die Gesetzmäßigkeit verstanden ist, dass Muskeln, Faszien und Knochen im Dienst unserer Organe stehen und alles tun, um deren Funktion (die ja lebenswichtig für uns ist) zu gewährleisten, dann werden viele chronische Verspannungen und Rückenschmerzen und sonstige Muskel-Gelenk-Skelett-Beschwerden erklärbar und auch der Grund, weshalb sie trotz massiver therapeutischer Maßnahmen bestehen bleiben. Sie sind nötig, um die Organe in ihrem Funktionieren zu unterstützen. Deshalb hilft mir die direkte Behandlung des Organsystems, auch Muskel-Skelett-Beschwerden dauerhaft zu lindern oder im Idealfall zu beheben.
So geht die Reise weiter über das „Verstehen, wie alles zusammen hängt“ und ich nutze es bei der Behandlung meiner Klienten.
Die Anwendung des Erlernten an mir selbst führte dazu, dass ich meine eigenen Verletzungen (z.B. Meniskusriss oder Bizepssehnenanriss) damit behandele und somit Operationen vermeiden konnte.
Ist es nicht in jedem Fall einen Versuch wert, andere Wege auszuprobieren, bevor der Gang zur Operation unternommen wird? Sie dürfen sich diese Frage selbst beantworten.